Fidelio 1805 steht provokant und unmissverständlich
auf dem Cover dieser Opernaufnahme. Der Zusatz
„Oper in drei Aufzügen“ auf der Rückseite klärt
zusätzlich, dass es sich hier nicht um die gängige zweiaktige
Fassung des Fidelio handelt, sondern um die
Erstfassung. Es handelt sich hier um die Produktion
des Theaters an der Wien, die am 5. August 2005
unter der musikalischen Leitung von Bertrand de
Billy ihre Premiere hatte.
Die Straffung und dramatische Zuspitzung der
zweiaktigen Version führte zwar schließlich zu deren
Erfolg, aber man kann durchaus auch Vorteile in der
frühen Fassung von 1805 finden. Auf jeden Fall ist
es ungeheuer aufschlussreich, sich einmal mit der
ursprünglichen Gestalt dieser großen Oper zu befassen, die Beethoven durchaus nicht aus freien Stücken,
sondern auf Drängen von Freunden und Mitarbeitern
1806 veränderte. Erst diese nicht geglückte zweite
Fassung wurde dann auf Beethovens dezidierten
Wunsch noch einmal revidiert zu der Form, die wir
heute gewohnt sind.
Die langen Dialogszenen sind in dieser Aufführung
ersetzt durch Zwischentexte von Walter Jens.
Der Schriftsteller und Germanist schrieb 1985 das
Werk „Roccos Erzählung“, das die Handlung aus
der Sicht des gealterten Kerkermeisters Revue passieren
lässt. Auszüge aus diesem Monolog liest Martin
Schwab, Ensemble- und Ehrenmitglied des Burgtheaters
Wien.