Klassik  Soloinstrument  Klavier
Herbert Schuch Nachtstücke OC 733 CD
1 Stück sofort lieferbar. Lieferung bis Dienstag, 29. April 2025 Preis: 12,99 EURO

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FormatAudio CD
BestellnummerOC 733
Barcode4260034867338
LabelOehmsClassics
Erschienen am04.03.2009
Verkaufsrang11049
Mitwirkende/rMusiker Komponist/en
  • Holliger, Heinz
  • Mozart, Wolfgang Amadeus
  • Ravel, Maurice
  • Schumann, Robert
  • Skriabin, Alexander

Hersteller/EU Verantwortliche Person

Hersteller
  • UnternehmensnameNAXOS DEUTSCHLAND Musik & Video Vertriebs-GmbH
  • AdresseGruber Straße 46b, 85586 Poing, DE
  • e-Mailinfo@naxos.de

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      Robert Schumann: Nachtstücke op. 23
      Heinz Holliger: Elis · Alexander Skriabin: Sonate Nr. 9
      Maurice Ravel: Gaspard de la Nuit
      W.A. Mozart: Adagio KV 540
      Herbert Schuch, Klavier

      Konzertprogramme von Herbert Schuch zeichnen sich stets durch eine bis ins Detail durchdachte Dramaturgie aus, ergänzt durch einen Schuss Wagemut und Experimentierfreude. Der Hörer profitiert durch neue Sichtweisen auf bekannte Werke und die Begegnung mit selten zu hörenden Stücken, deren Sinnfälligkeit frappiert.
      In Maurice Ravels „Gaspard de la nuit“, einem Prüfstein für die virtuosen Fähigkeiten jedes Pianisten, zieht er alle Register seines manuellen Könnens, vor allem aber seiner Begabung, Musik zu „erzählen“, das Publikum in einen musikalischen Kosmos zu entführen. Auch seine persönliche Schumann-Sicht gewinnt der Musik eine selten zu hörende innere Logik ab. Verblüffend auch bei dieser CD die engen inneren Zusammenhänge der Werke untereinander, die Schuch in einem beigegebenen Interview im CD-Booklet einleuchtend erklärt.

      Der Humor in der Nacht

      Florian Olters spricht mit Herbert Schuch über das Programm auf dieser CD

      „Die Nacht weckt eigenthümliche Gefühle und gibt Allem einen sentimentalen Ton, indem die Außenwelt, im Dunkel geborgen oder vom Dämmerlicht erhellt, die Phantasie nicht unmittelbar in Anspruch nimmt, sondern das Gemüth vorwalten läßt, und so sich alle Bethätigung der Seele nach Innen wendet.“ Herr Schuch, inwieweit passt dieses Zitat aus der Aesthetik der Tonkunst von Ferdinand Hand von 1841 zu dieser CD?
      Zu Robert Schumann ist der Bezug sicher evident. Es ist bekannt, dass sich Schumann mit Hand auseinandergesetzt hat. Dennoch habe ich einen Einwand: Seine Nachtstücke sind nicht durchweg „im Dunkel geborgen oder vom Dämmerlicht erhellt“. Es gibt in ihnen eigentlich alles, auch Unheimliches, Bizarres, subtil Humorvolles. Bis heute ist letztlich nicht bekannt, wie der Titel Nachtstücke zustande kam. Es gibt Vermutungen, dass es mit dem Tod seines Bruders zusammenhing.

      Was vermuten Sie?
      Meiner Meinung nach berühren die Nachtstücke das erzählerische Werk von E.T.A. Hoffmann. Ursprünglich sollten die Nachtstücke von Schumann „Leichenphantasien“ heißen. Außerdem hatte Schumann den vier Stücken zunächst Titel gegeben, die er für die Drucklegung wieder zurückzog. Das erste Stück hieß „Trauerzug“, dann folgte die „Kuriose Gesellschaft“, das dritte war das „Nächtliche Gelage“, „Rundgesang mit Solostimmen“ lautete das letzte. All das verweist auf Hoffmanns Nachtstücke und Phantasiestücke in Callots Manier. Ich denke dabei aber auch an Ravels Gaspard de la nuit.

      Zumal die einzelnen Sätze aus Ravels Werk, das von Aloysius Bertrands gleichnamiger Dichtung von 1842 inspiriert ist, nicht minder bizarren Titeln und Themen folgen: Ondine (die Meerjungfrau Undine), Le gibet (ein Erhängter am Galgen in der Abenddämmerung) und Scarbo (ein Kobold oder Dämon, der Menschen im Schlaf stört).
      Es gibt tatsächlich verblüffende Zusammenhänge zwischen Callot, Hoffmann, Schumann, Bertrand und Ravel. Da sind

      einerseits E.T.A. Hoffmanns, dann Schumanns Nachtstücke, wie auch Hoffmanns Phantasiestücke in Callots Manier (nach dem französischen Zeichner Jacques Callot). Andererseits findet sich im dritten Stück Scarbo aus Ravels Gaspard de la nuit in der Dichtung von Bertrand ein Zitat aus den Nachtstücken von Hoffmann: Bevor die Verse beginnen, hat Bertrand Hoffmann zitiert, der sich wiederum auf Callot beruft. Doch es geht noch weiter: Bertrands Verse, die Ravel inspirierten, sind Phantasiestücke in Rembrands und Callots Manier – so der Untertitel bei Bertrand. Hier gibt es also offenbar Bezugnahmen, ob nun bewusst oder unbewusst. Das berührt letztlich ebenso die Werke von Schumann und Ravel, ob nun direkt oder indirekt.

      Auch Gustav Mahler hat den langsamen Satz aus seiner 1. Sinfonie „in Callots Manier“ gedacht. Waren Ihnen diese Verbindungen von Anfang an klar, als Sie das Programm erstellten?
      Das Programm auf der CD ist intuitiv entstanden. Zunächst wollte ich unbedingt Ravels Gaspard de la nuit machen, das ist für jeden Pianisten eine immense Herausforderung. Auf der Suche nach adäquaten Werken, mit denen ich diese Komposition koppeln könnte, bin ich auf Schumanns Nachtstücke gekommen. Von Schumann war es nicht weit zu Heinz Holliger, dessen Schaffen ja in enger Beziehung zu Schumann steht. In Konzerten habe ich dann bemerkt, dass diese drei unterschiedlichen Werke von der Grundidee her malend sind und einer Tonpoesie folgen. Deshalb wollte ich noch einen dramatischen Kern integrieren und habe Alexander Scriabins 9. Sonate „Schwarze Messe“ und Mozarts Adagio hinzugenommen.

      Lässt sich nicht Mozarts Adagio auch als Vorwegnahme einer romantischen Tonpoesie im Schumann’schen Sinne hören?
      Durchaus. Die Generalpausen am Schluss der Durchführung: Sie erscheinen wie weiße Flecken, man wird alleine gelassen. Das Adagio ist von Mozart und klingt doch untypisch für ihn. Es ist für seine Zeit ein bemerkenswertes Werk. Mozart hat es nicht als Auftrag komponiert, es war sein tiefstes Bedürfnis, er musste es komponieren. Was die Zerrissenheit betrifft, besitzt sicherlich noch die Fantasie c-Moll etwas Schumanneskes. Hätte Schumann das Adagio gekannt, hätte er seine Meinung über Mozart sicherlich revidiert.

      Welche Verbindungen hören Sie zwischen Mozarts Adagio und Scriabins Schwarzer Messe ?

      Nicht zuletzt entsprechen sich beide Werke formal, sie folgen nämlich der Sonatenhauptsatzform. Apropos formale Vorgehensweisen beim Komponieren: Es gibt da auch Parallelen zwischen Schumann und Ravel. Mag sein, dass Schumanns Tonpoesie Seelenbilder zeichnet, während sich bei Ravel die Seelentiefe durch eine klangsinnliche, farbenreiche, brillante Oberfläche mitteilt: Aber ähnlich wie Schumann baut Ravel in Ondine eine Melodie auf, die stets neu beleuchtet wird. Denken Sie nur an das erste Nachtstück von Schumann.



      Wobei sich bei Schumann der Wandel vor allem auf der semantischen Ebene äußert: Ein stolzer Marsch wird zunehmend zu einem schattenhaften Treiben.
      Das stimmt. Schumann reiht Semantiken und unterschiedliche Ideen aneinander, wodurch es zu Kontrastierungen kommt. Aber, und das ist entscheidend: es entsteht eine große Synthese. Die Kontraste sind bei ihm nicht immer nur launisch, unvermittelt, hart, sondern alles fließt ineinander. Das bestimmt letztlich auch die Form seiner Stücke, die gewissermaßen nach Übergängen gegliedert sind.

      Inwieweit reden wir über Humor?
      Ich denke, dass Humor seinerzeit viel mit Kontrastierung zu tun hatte. So wurde Ludwig van Beethoven häufig eine bizarre Haltung vorgeworfen, womit das Kantige, Kontrastierende und Schroffe gemeint war. Sein Spätwerk wurde von konservativen Kreisen als bizarr abgetan. Diese Eigenschaften wurden in den 1830er Jahren unter dem Begriff „Romantischer Humor“ eingeordnet. Demnach ist Humor das Prinzip der Kontrastierung bzw. der Zusammensetzung von Dingen, die eigentlich nicht zusammengehören. Humor hat nicht notgedrungen mit einer humorvollen Stimmung zu tun, sondern ist eine Art Lebensphilosophie. Das ist bei Schumann sehr ausgeprägt.

      Und bei Holliger? Häufig ist zu lesen, Holliger sei ein „moderner Schumann“, weil er seine Musik auf Sanglichkeit als Ausdruck seelischer Regung gründe.
      Nun, die Stile und Ausdrucksweisen mögen sich verändert haben; aber es ist bekannt, dass Holliger ein Schumann-Fan ist. Was man bei Holliger auf jeden Fall hört, ist ein Humor im romantischen Sinne – also die Kontrastierung. In Elis – Drei Nachtstücke von 1961/66 ziehen sich Zustände durch die Werke, die nach Takten gegliedert sind. Das sind kurze Figuren und Gesten, ich empfinde bei Holliger ein starkes gestisches Element. Und ich nehme ebenso Parallelen zu Ravel wahr.

      Inwiefern?
      Da ist zunächst die Auslotung von klanglichen Möglichkeiten, das klangsinnlich Interessierte. Schumanns Nachtstücke gehen hingegen fast nie aus dem Mittelbereich der Klaviatur hinaus: Das ist eine Musik, die sehr stark nach Innen leuchtet. In Holligers Musik ist die Verteilung des Klangs im Raum ein wesentliches Merkmal, das verweist auf Ravel.

      Doch wie äußert sich der Humor bei Ravel?
      Humor hat viele Gesichter. Sándor Végh hat mal gesagt, Humor sei eine Form von „Superernst- Sein“. In diesem Sinne ist Le gibet ein superernstes Stück. Erhängte, die man in der Abenddämmerung betrachtet: Von Callot gibt es Zeichnungen, auf denen die Erhängten zu Dutzenden am Galgen hängen. Das kann man schrecklich finden, aber man kann vor Abscheu auch lachen. Le gibet ist ein rabenschwarzes Nachtgemälde, hier lässt sich eine Brücke zu Scriabins Schwarzer Messe schlagen.

      In ihr bezieht sich Scriabin u.a. auf die Faust-Symphonie von Franz Liszt und deutet das Glockenmotiv aus Modest Mussorgskys Oper Boris Godunow um. Wie arbeitet Ravel?
      Aus Le gibet spricht eine ungeheure Unausweichlichkeit. Ähnlich wie bei Scriabins Glockenmotiv insistiert Ravel mit Tonrepetitionen, wobei Scriabin diese durch Temposteigerungen noch dramatisiert. Apropos Schwarze Messe: Das h-Moll aus Mozarts Adagio nannte Beethoven die „schwarze Tonart“.

      Heinz Holiger:
      „Elis“

      I. „Elis, wenn die Amsel im
      Schwarzen Walde ruft,
      Dieses ist dein Untergang.“
      (aus „An den Knaben Elis“)

      II. „Blaue Tauben
      Trinken nachts den eisigen
      Schweiß
      Der von Elis’ kristalliner Stirne
      Rinnt.“
      (aus „Elis II“)

      III. „Ein goldener Kahn
      Schaukelt, Elis, dein Herz am
      Einsamen Himmel.“
      (aus „Elis I“)

      Georg Trakl

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      CD 1
      • Robert Schumann (1810–1856) Nachtstücke op. 23
        • 1.1. Mehr langsam, oft zurückhaltend06:11
        • 2.2. Markiert und lebhaft04:48
        • 3.3. Mit großer Lebhaftigkeit03:18
        • 4.4. Ad libitum – Einfach03:53
      • Heinz Holliger (*1939) Elis – Drei Nachtstücke
        • 5.I02:01
        • 6.II02:47
        • 7.III02:43
      • Alexander Skriabin (1872–1915)
        • 8.Sonata No. 9 op. 68 “Messe noire”09:18
      • Maurice Ravel (1875–1937) Gaspard de la nuit
        • 9.I Ondine06:46
        • 10.II Le Gibet06:39
        • 11.III Scarbo09:27
      • Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)
        • 12.Adagio in B minor KV 54008:22
      • Total:01:06:13