Klassik  Chor/Lied
Roman Trekel & Oliver Pohl Franz Schubert: Winterreise D911 op. 89 OC 810 CD
1 Stück sofort lieferbar. Lieferung bis Mittwoch, 30. April 2025 Preis: 13,98 EURO

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FormatAudio CD
BestellnummerOC 810
Barcode4260034868106
LabelOehmsClassics
Erschienen am01.04.2008
Verkaufsrang6028
Mitwirkende/rMusiker Komponist/en
  • Schubert, Franz

Hersteller/EU Verantwortliche Person

Hersteller
  • UnternehmensnameNAXOS DEUTSCHLAND Musik & Video Vertriebs-GmbH
  • AdresseGruber Straße 46b, 85586 Poing, DE
  • e-Mailinfo@naxos.de

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      Roman Trekel baritone
      Oliver Pohl piano


      Roman Trekel wird längst zu einem der großen deutschen Liedinterpreten gezählt. Seine letzte CD (Schumann-Dichterliebe OC 571) wurde in der Presse hoch bewertet:

      Klassik-heute.com: Dreimal zehn Punkte

      „Trekels flexible Baritonstimme ist exzellent geeignet, Feingesang und Expressivität auch in den Extremen zu verbinden…“ Pizzicato

      „Ein Zyklus schauerlicher Lieder“: Wilhelm Müller, Franz Schubert und die Winterreise

      Am Ende spielt der Leiermann auf. Drüben, hinterm Dorfe. Ausgegrenzt und barfuß in der Kälte dreht er unermüdlich seine Leier. Hunde knurren um ihn. Nur einer hält inne und lauscht – der Wanderer. Er ist es, der in Franz Schuberts Liederzyklus Die Winterreise D 911 nach Gedichten von Wilhelm Müller (1794–1827) einsam und ruhelos durch die Lande zieht. Tatsächlich muss der Wanderer durch ein Tal stiller Tränen, eher er auf den alten Mann mit der Drehleier trifft.

      Ein Jahr nach Vollendung des Liederzyklus wird Schubert schwer krank im Alter von 31 Jahren sterben, das Werk wird posthum veröffentlicht. Die ersten zwölf Gedichte von Müllers Winterreise vertonte Schubert im Februar 1827. Als Schubert erfuhr, dass Müller noch zwölf weitere verfasst hatte, kamen im Herbst desselben Jahres diese hinzu; allerdings folgte er nicht Müllers Neuordnung des Zyklus. Im Freundeskreis stellte Schubert die Lieder vor, ein „Zyklus schauerlicher Lieder“ lautete die Ankündigung.

      Ziemlich ratlos waren die Hörer ob der todesdüsteren und pessimistischen Grundhaltung: Das hatte es in dieser Konsequenz noch nicht gegeben. Hier ist zugleich die Bedeutung von Müllers Gedichten zu suchen, wie Erika von Borries in ihrer Müller-Biografie von 2007 ausführt. Denn: „Indem Müller biografische Elemente, literarische Tendenzen der Zeit und die dunkle depressive Stimmung nach den Exaltationen des Revolutionszeitalters und der Napoleonischen Kriege zusammenschmolz, entstand ein Kunstwerk, das in seiner welt- und lebensverneinenden Aussage ohnegleichen ist in der romantischen Literatur und seine Wirkung gerade auf den heutigen Leser nicht verfehlt.“

      Müllers Winterreise bestimme das „Grundgefühl der Moderne, die Unbehaustheit des Menschen in einer erkalteten Welt“, so Borries weiter. Zwar habe seit Goethes Werther der Kunstgriff, die eigenen Stimmungen in die Natur zu projizieren, nichts Originelles mehr: „Die Naturbilder, die Müller fand, um die seelische Befindlichkeit seines Wanderers auszudrücken, sind indes in ihrer naiven Anschaulichkeit und Expressivität ein Novum.“ Mit Hilfe der Seelenlandschaften gelinge Müller das Vordringen in bis dahin unbekannte Bereiche der Psyche. Auch deswegen schätzte ihn Heinrich Heine sehr; Thomas Mann wird den Lindenbaum aus der Winterreise in seinem Zauberberg verewigen.

      Zudem vertonten auch Carl Loewe, Giacomo Meyerbeer, Fanny Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms sowie Reiner Bredemeyer Verse von Müller. Und Schubert? Schubert hat mit seiner Vertonung der Winterreise das von ihm geschaffene romantische Kunstlied zur Vollendung geführt – nicht zuletzt wegen der noch konsequenteren Befreiung des Klavierparts von der bloßen Begleitung. Tatsächlich wird das Klavier vielfach zum Träger der Botschaft. Schon im ersten Lied zieht das lyrische Ich im Wanderrhythmus so fremd aus, wie es zuvor eingezogen war – die Liebe unerfüllt und „der Weg gehüllt in Schnee“.

      Auch Gefror’ne Tränen, Rast oder Einsamkeit sind vom Wanderrhythmus geprägt. Zudem schärft Schubert mit Dur-Moll-Kontrasten den Widerspruch zwischen Traumwelt und Erinnerung einerseits und dem Hier und Jetzt andererseits (so in Gute Nacht, Der Lindenbaum, Rückblick oder Frühlingstraum). Seufzermotive durchziehen wiederum das erste, zehnte, zwölfte und sechzehnte Lied. Makaber entlarvt hingegen ein Trauerzug das Wirtshaus als Totenacker, noch dazu hört der Musikwissenschaftler Thrasybulos Georgiades hier das Kyrie des gregorianischen Requiems.



      Wenn im Irrlicht mit dem letzten Wort „Grab“ erstmals nicht nur angedeutet der Tod thematisiert wird, so hilft Schubert mit fallenden Quarten und Quinten nach. Schon lange zuvor symbolisierten diese Intervalle häufig Tod und Transzendenz, insbesondere in der russischen und deutschen Musik lässt sich diese Semantik bis heute belegen; generell weist Schuberts Liederzyklus weit in die Zukunft. So ist die Begleitung zu Letzte Hoffnung mit den fallenden Staccato-Terzen ohne stabile Tonart-Bindung bereits impressionistisch gefärbt. Die letzten fünf Lieder schließlich sind mitunter derart reduziert gehalten, dass man sich schon weit im 20. Jahrhundert wähnt. Diese Kargheit kulminiert im finalen Leiermann, mit dem Doppelgänger aus dem Schwanengesang D 957 Schuberts „leerste“ Musik überhaupt.

      Mit Seufzervorschlägen eingeleitete Quinten dominieren, monoton sind Dynamik und Ausdruck gehalten. Nichts bewegt sich hier, alles klingt hohl und leer, Dur und Moll lösen sich in den Quinten auf – und damit zugleich der bis hierhin dramaturgisch so bedeutsame Widerspruch von Traum und Wirklichkeit. Denn im Angesicht des Todes hebt sich alles auf: In Schuberts Vertonung ist der Leiermann niemand anderer als der Tod. „Wunderlicher Alter, soll ich mit dir geh’n?“, fragt ihn der Wanderer. „Willst zu meinen Liedern deine Leier dreh’n?“ Auf dem hohen Quintton bricht der Sprechgesang ab, die Frage verhallt in der Ödnis.

      Marco Frei

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      CD 1
      • Franz Schubert (1797–1828)
        Winterreise d 911 op. 89
        • 1.Gute Nacht04:50
        • 2.Die Wetterfahne01:41
        • 3.Gefrorne Tränen02:35
        • 4.Erstarrung02:38
        • 5.Der Lindenbaum04:23
        • 6.Wasserflut03:35
        • 7.Auf dem Flusse03:05
        • 8.Rückblick02:06
        • 9.Irrlicht02:40
        • 10.Rast02:54
        • 11.Frühlingstraum03:53
        • 12.Einsamkeit02:22
        • 13.Die Post02:18
        • 14.Der greise Kopf02:48
        • 15.Die Krähe01:30
        • 16.Letzte Hoffnung01:54
        • 17.Im Dorfe02:33
        • 18.Der stürmische Morgen00:51
        • 19.Täuschung01:13
        • 20.Der Wegweiser03:40
        • 21.Das Wirtshaus03:47
        • 22.Mut01:19
        • 23.Die Nebensonnen02:32
        • 24.Der Leiermann03:40
      • Total:01:04:47