Concertos for Violin and Orchestra:
Henryk Wieniawski: Violin Concerto No. 2 in D minor
Karol Szymanowski: Violin Concerto No. 2 op. 61
Witold Lutosławski: Chain 2 – Dialogue for Violin and Orchestra
Benjamin Schmid, violin · Daniel Raiskin, conductor
Wroclaw Philharmonic Orchestra
Drei Violinkonzerte polnischer Komponisten aus drei verschiedenen Generationen:
Henryk Wieniawskis Konzert Nr. 2 d-Moll zählt zu den Paradepferden
jedes virtuosen Geigers. Benjamin Schmid zeigt hier, dass er auch Standardwerken
der Violinliteratur eine persönliche Note zu geben vermag: Wie
auch schon bei seiner gefeierten Korngold-Einspielung (OC 537) gelingt es ihm,
den Schmelz der romantischen Violintradition in unsere Zeit zu transportieren,
ohne ins reine Epigonentum zu verfallen. Mit Szymanowskis zweitem Violinkonzert
und Lutosławskis Chain 2 von 1985 führt Schmid den Hörer über zwei
Stationen in die musikalische Gegenwart. Das außergewöhnlich erfolgreiche
Konzert Chain 2 ist ein treffendes Beispiel zeitgenössischer Violinmusik, die
auch für den in der Moderne weniger erfahrenen Hörer unmittelbar fassbar ist.
Karol Szymanowskis Violinkonzert Nr. 2 dokumentiert den gelungenen Versuch,
den urtümlichen Klang folkloristischer osteuropäischer Musik mit den Formen
westlicher Kunstmusik der Zwischenkriegsjahre zu verschmelzen.
Drei polnische Violinkonzerte
Die Werke Wieniawskis, wie die
Kompositionen Paganinis, begleiten
den Geiger seine ganze künstlerische
Reise hindurch.
David Oistrakh
Henryk Wieniawski (1835–1880) war einer
der herausragendsten Geigenvirtuosen der
Musikgeschichte und ein großartiger Vertreter
der polnischen romantischen Kompositionsschule.
Sein Leben war kurz, und seine musikalische
Begabung zeigte sich bereits in frühem
Alter. Mit sechs Jahren erhielt er Geigenunterricht;
bereits nach eineinhalb Jahren tat er
sich beim Quartettspiel im familiären Rahmen
hervor und spielte technisch anspruchsvolle
Konzerte. Im Herbst 1843 reiste der achtjährige
Henryk mit seiner Mutter nach Paris.
Die Studienordnung des Pariser Konservatoriums
versagte Ausländern die Aufnahme.
Der große Professor Lambert Joseph Massart
erwirkte aber durch eine Sondergenehmigung
seitens des französischen Innenministeriums
die Zulassung seines Schützlings. Durch die
Unterstützung des russischen Botschafters in
Paris erhielt Wieniawski ein Stipendium der
russischen Regierung, welches ihm ermöglichte,
in Paris zu leben und zu studieren.
Dadurch wurden nun die Statuten des Konservatoriums
in doppelter Hinsicht verletzt
– Schüler unter zwölf Jahren durften nämlich
nicht aufgenommen werden. Aber bereits
nach drei Jahren hatte Henryk Wieniawski so
unglaubliche Fortschritte auf seinem Instrument
gemacht, dass er mit elf Jahren sein
Abschlussexamen mit Auszeichnung bestand
und die Jury ihm einstimmig den 1. Preis, die
große Goldmedaille, zuerkannte.
Wieniawski setzte seine Studien zwei weitere
Jahre bei Massart fort und nahm gleichzeitig
Unterricht in Harmonielehre und Kontrapunkt.
Mit 15 bestand er dann am Pariser
Konservatorium (Klasse von Hippolyte Collet)
sein Komponisten-Examen.
Ganz wie Paganini und Liszt war Wieniawski,
sowohl als Geigenvirtuose als auch als
Komponist, ein echter Romantiker. Sein Spiel
war bestimmt von Leidenschaft, triumphaler
Lyrik und Eingebung. Dies trifft auch für Wieniawskis
Kompositionen zu – von kleinen Stücken
(einschließlich der berühmten Légende)
bis hin zu großangelegten Werken.
Das Violinkonzert Nr. 2 in d-Moll, op. 22 (1862–
1870) wurde von Wieniawski am 27. November
1862 in St. Petersburg mit dem Orchester der
Russischen Gesellschaft für Musik unter Anton
Rubinstein uraufgeführt. Zur damaligen Zeit war
Wieniawski bereits einige Jahre Konzertmeister
des Orchesters und hatte am kaiserlichen
Hof in St. Petersburg als Solist seiner Majestät
gewirkt. Nach der Erstaufführung arbeitete
der Komponist weitere acht Jahre am zweiten
Konzert, wobei er das Notenmaterial mit den
dazugehörigen Vortragsanweisungen sorgfältig
einrichtete. Das Konzert wurde erst 1870 veröffentlicht.
Das d-Moll-Konzert spiegelt gänzlich
Wieniawskis eigenen Stil, die Verbindung von
tiefsinniger Poesie und musikalischer Eingebung
mit weitgefasstem Virtuosenpart, wieder. Wieniawski
setzt die Linie des lyrischen Konzerts der
Romantik, von Beethoven und Mendelssohn
aus, fließend fort. Anders als seine Vorgänger
bevorzugte Wieniawski eine freie romantische
Form, abseits von klassischen Umrissen, eine
quasi improvisierte Struktur mit eigenwilliger
Tempogestaltung, wie etwa das tempo rubato
bei Chopin. Nicht grundlos wurde Wieniawski in
diesen Jahren immer häufiger der „Chopin der
Violine“ genannt.
Der erste Satz (Allegro moderato) ist sowohl
im Orchester als auch im Solo-Violinpart
von elegischer Stimmung beherrscht. Das
unruhige romantische Eingangsthema geht
in der Durchführung zu leidenschaftlichen
Geigenpassagen über. Das zweite Thema
entsteht aus dem anklingenden Hauptthema,
in bezeichnend hellen Farbtönen. Dieses
Nebenthema des Allegro zieht sich durch
alle Teile des Konzertes und verleiht diesem
eine geschlossene Form. Die Solovioline
sucht nicht den Wettstreit; bald geht sie im
Orchester auf und spielt die „zweite Geige“,
dann wiederum tritt sie mit vollem Klang und
voranstrebend hervor. Die Ebenbürtigkeit von
Geige und Orchester wird durch den Verzicht
auf die Solokadenz unterstrichen; der
erste Satz hingegen lässt die Geige sich in
freudig-virtuosem Improvisationsspiel ergehen,
als Ausbruch in weit offenem Raum.
Der mächtige tutti-Schluss des Orchesters
spannt einen Bogen zum zweiten Satz, einer
verträumten Romanze (Andante non troppo).
Mitten in diesem Abschnitt wird das Nebenthema
des ersten Satzes dramatisch-lebendig
intoniert. Dann folgt wiederum das lyrischverinnerlichte
Thema der Romanze; nach und
schwindend gelangt die Musik zu voller
Versöhnung. Das Finale Allegro con fuoco
trägt den charakterisierenden Untertitel à
la Zingara. Der Komponist selbst äußerte
sich zu dem programmatischen Konzept: „Ich
wollte eine kleine Dorfszene malen: ein Sommerabend,
die Dorfbewohner sind auf dem
Dorfplatz versammelt und wollen tanzen; es
herrscht allgemeine Heiterkeit, Scherzen und
Gelächter.“ In der umtriebigen, schillernden
Vielfalt von poetischen, lyrischen und tänzerischen
Einlagen gibt es ein wunderbares
Thema nach Zigeunerart (oder besser ungarisch)
mit Doppelgriffen im Geigenpart, in dem
bekannte Motive aus den Ungarischen Rhapsodien
von Liszt erklingen. Das Nebenthema
des ersten Satzes erklingt hell und lebensbejahend
in Dur, und der ganze dreisätzige
Zyklus, wie ein einziger Satz aus einem Guss,
erhält so die Eigenschaften der großangelegten
sinfonischen Form.
Ich behaupte, dass unsere nationale
Musik nicht im verknöcherten Geist
der Polonaise oder der Mazurka
liegt… Eher in dem einsamen,
freudvollen
und gelösten Gesang
der Nachtigall einer duftenden polnischen
Nacht…
Karol Szymanowski
Karol Szymanowski wurde am 8. Oktober
1882 in dem kleinen ukrainischen Dorf
Tymoszówka (Provinz Kiew) in die Familie
eines polnischen Großgrundbesitzers geboren.
Die Familie brachte so viele Musiker,
Komponisten, Dirigenten, Pianisten, Sänger
und Musikliebhaber hervor, dass Biographen
sie in eine Reihe mit den größten Musikerfamilien
Europas stellen, den Bachs in Deutschland
und den Couperins in Frankreich.
Als Siebenjähriger erhielt Karol ersten Klavierunterricht
bei seinem Vater, welcher ebenfalls
ein ausgezeichneter Cellist war. Die häusliche
Atmosphäre war sehr intellektuell und
künstlerisch geprägt: man verfasste Gedichte,
führte Laienspiele mit Musik und sogar ganze
Opern auf. Nach einer ausgezeichneten und
vielseitigen Erziehung verließ der 19-jährige
Szymanowski das Elternhaus im Jahre 1901
und ging nach Warschau, wo er Privatstunden
nahm und bei dem berühmten Komponisten
Zygmunt Noskowski studierte. Herausragende
Solisten der damaligen Zeit, der Geiger Paweł
Kochanski etwa und der Pianist Artur Rubinstein
wurden seine Freunde. Zusammen mit
anderen jungen Komponisten – Mieczysław
Karłowicz, Ludomir Róz·ycki, Grzegorz Fitelberg
und Apolinary Szeluto – gründete Karol Szymanowski
die Komponistengruppe Junges Polen,
deren Ziel die Unterstützung „neuer polnischer
Musik“ war.
Szymanowski lebte im unabhängigen Polen
seit 1919 und interessierte sich für die Kultur
und Musik der Guralen – der polnischen
Bergbevölkerung in Podhale. Durch die hohen
Berge der polnischen Tatra von der Außenwelt
abgetrennt, hatten sich die Lebensweise,
Sitten und Gebräuche dieses Volkes gänzlich
unverfälscht erhalten. Die Studien zu den tiefst
verborgenen und ältesten Schichten der guralischen
Folklore brachten die schönsten Seiten
der Musik Szymanowskis hervor. Zu ihnen
gehören der Klavierzyklus 20 Mazurkas, Stabat
Mater, die Ballettpantomime Harnasie, die
Vierte Sinfonie und das Zweite Violinkonzert.
„Ich möchte, dass die junge polnische Musikergeneration
den unsere blutarme Musik
belebenden Reichtum erkennt, der in dieser
,Wildheit‘ verborgen liegt, welche ich endlich
entdeckt und mir zu eigen gemacht habe – um
meiner selbst willen“, schrieb Szymanowski.
Das Violinkonzert Nr. 2, Op. 61 (1932–1933)
beginnt mit der Widmung des Komponisten:
„Zur Erinnerung an den großen Musiker,
meinen geliebten und ewigen Freund Paweł
Kochan´ski“. In einem Brief schrieb Szymanowski,
dass „Pawel mich einfach provoziert
und … dieses Konzert aus mir herausgepresst
hat. Ich schrieb es in vier Wochen.“ Er
bezog sich dabei auf die Skizzen – der Komponist
vervollständigte die Notenschrift im
Herbst 1933. Wie bei dem ersten Konzert sind
Kadenz und Ausarbeitung des vollständigen
Violinparts das Werk Kochan´skis. Dieser war
es auch, welcher es bei der Uraufführung am
6. Oktober 1933 mit der Warschauer Philharmonie
unter Grzegorz Fitelberg spielte. Leider
war dies Paweł Kochan´skis letzter Auftritt in
Polen; er starb kurze Zeit darauf in New York.
Die verfeinert-zarte Bilderwelt des ersten
Konzertes und dessen fantastische geisterhafte
Klänge wurden von der „polnischen
Wildheit“ des zweiten überlagert – von guralischer
Folklore inspirierte Tongemälde, klar definiert
in ihrem Genre und mit deutlich gezeichnetem
Melodieduktus. In der einsätzigen Komposition
des Konzertes fügen sich vier Teile mit jeweils
unterschiedlichem Charakter zusammen. Sie
werden durch die Themeneinheit in der Form
einer „Bogenkonstruktion“ vereint – wie ein
Wiegenlied vor dem Hintergrund von leeren
Quinten kehrt das Hauptthema des Konzertanfangs
am Ende in einem mächtigen Höhepunkt
wieder. Der erste Abschnitt (Moderato, molto
tranquillo) bildet den Hauptteil des ganzen Konzertes,
beschränkt sich streng auf die Sonatenform
und endet mit einer dichtgespannten
Solokadenz, in der das melodische Material
noch einmal aufgelistet wird. Die Mittelteile
des Konzerts bestehen aus einem lebendigen
Scherzo (Allegramente, molto energico), einer
Art rustikalem Bauerntanz und einem zarten
Andantino molto tranquillo – einer Abfolge
von Zwiegesprächen im Duett der Solovioline
mit den anderen Instrumenten. Im vierten und
letzten Teil (Tempo I. Allegramente animato)
erreicht der Klang strahlend festliche Freude.
Wie schon in der ursprünglich vom Komponisten
als Klavierkonzert bezeichneten vierten
Sinfonie Szymanowskis (welche zu der Gattungsbezeichnung
„Konzertante Sinfonie für
Klavier und Orchester“ führte), werden im
2. Violinkonzert die Grenzen des Instrumentalkonzertes
durch die „Gestaltung als Sinfonie“
zurückgedrängt. Szymanowski führte
eine Entwicklung fort, die Wieniawski gerade
begonnen hatte.
Für jeden Künstler ist es das Wichtigste,
durch seine Kunst Wahrheit
auszudrücken.
Witold Lutosławski
Witold Lutosławski (1913–1994) war einer
der herausragendsten Komponisten der
2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1913
in Warschau geboren. 1936 legte er sein
Klavierexamen am Warschauer Konservatorium
ab, ein Jahr später dann bestand er die
Kompositionsprüfung in der Klasse von Witold
Malishevsky, einem ehemaligen Schüler von
Rimsky-Korsakov. Während seines Musikstudiums
studierte Lutosławski auch Mathematik
an der Universität Warschau. Der Komponist
debütierte 1938 mit seinen Sinfonischen
Variationen. Zum 2. Weltkrieg wurde er 1939
einberufen. Er geriet in Kriegsgefangenschaft,
konnte aber entkommen und verdingte sich
als Bar- und Tanzpianist im besetzten Warschau,
wo er auch an heimlich organisierten
Konzerten teilnahm. Lutosławskis Werke
dieser Jahre haben den Krieg nicht überlebt,
die Manuskripte verbrannten während des
Warschauer Aufstandes.
Seine künstlerische Entwicklung in den
Nachkriegsjahren des sozialistischen Polens
war keineswegs einfach unter den rauen
Bedingungen der totalen ideologischen Unterdrückung
im Zeichen des „Kampfes gegen den
Formalismus“, gegen jede Art von Darstellung
der westlichen Avantgarde. Lutosławski war
in der Lage, seine kreative Persönlichkeit
zurückzunehmen: er schrieb Musik für Film,
Theater und Radio, Lieder und Musik für
Kinder, wobei er diesen Standard-Gattungen
nicht nur die Frische und den Zauber seines
großen Talentes, sondern auch unermessliche
künstlerische Sorgfalt angedeihen ließ.
Werke wie die 1. Sinfonie, Petite suite, Silesisches
Triptychon, Konzert für Orchester,
die Klaviersonaten, Bucolica oder die noch
früheren Paganini-Variationen lassen schon
frühzeitig das Außergewöhnliche der Musik
dieses Komponisten erkennen.
In den frühen 60er Jahren wandte sich
Lutosławski den aktuellen Kompositionstechniken
seiner Zeit zu: Zunächst beschäftige er
sich mit Sonorismus und Aleatorik, bevor er
auch andere ihm geeignet erscheinende Avantgarde-
Methoden anwendete. Die Anregung,
Zufallsstrukturen in seiner Musik zu verwenden,
kam, so gab Lutosławski selbst zu, bei einer
Radiosendung von John Cages Klavierkonzert.
Lutosławski erwog Neues nicht um des Neuen
willen: Wenn er über den Gebrauch neuer Ausdrucksmittel
und Kompositionstechniken spricht,
hebt er immer sein eigenes (wie er es nennen
würde) „Flirten mit der Tradition“ hervor.
„Die Hauptsache ist,“ so führt er aus, „dass
man eigene zeitlose Werte schafft. Denke ich
an irgendeine musikalische Idee, dann stelle
ich mir immer vor, wie ich bei der 50. oder
100. Aufführung reagieren würde. Und komme
ich zu dem Schluss, dass von der Idee nichts
übrigbleibt, so verwerfe ich sie…“ (zitiert aus
Witold Lutosławski. Articles, Talks, Memoirs,
Moskau, 1995).
Drei der von Lutosławski zwischen 1983
und 1986 geschriebenen Werke enthalten das
Wort Kette im Titel: Chain 1 für Kammerorchester
(1983), Chain 2, Dialoge für Violine und
Orchester (1984–1985) und Chain 3 für Sinfonieorchester
(1986). Diese Werke stehen nicht
in einer bestimmten Reihenfolge und sind voneinander
unabhängig. Der Name bezeichnet
die Technik, mit formalen Abschnitten Einheit
zu schaffen; ein neuer Werkabschnitt beginnt,
wenn der vorhergehende noch nicht zuende
ist und noch fortdauert (d.h., die Abschnitte
sind wie die Glieder einer Kette durch Überlappung
verbunden). Kehren wir noch einmal
zurück zu Lutosławski: „Grundsätzlich
ist die Kettenform für mich sehr wichtig. Im
Wesentlichen besteht die musikalische Form
immer in der Abfolge von Abschnitten, welche
durch eine Kadenz beendet werden, und
zwar auf allen Ebenen (d.h. durch eine harmonische
oder melodische, die musikalische
Form beschließende Formel, I.R.). Ich wollte
mit dieser jahrhundertealten europäischen
Tradition brechen, und ich bot ein anderes
Konzept zum Übergang von einem musikalischen
Gedanken zum anderen, nämlich die
Überlagerung…“.
„Chain 2“, sagt Lutosławski, „ist ein Violinkonzert
en miniature, auf natürliche Weise in
Abschnitte unterteilt. Auf den ersten einleitenden
Teil folgt ein typischer Konzertzyklus:
allegro, langsamer Teil und presto finale.“
Die kontrollierte aleatorische Technik, welche
Lutosławski anwendet, besteht in einer wechselnden
Kombination von festen und beweglichen
Formen, d.h. in taktgemessene und
dirigierte Musik (battuta) gegenüber in freier
Improvisation aufgeführter Musik (ad libitum).
Der Übergang von der einen zur anderen Art
von Musik ist fließend, elegant und vom Hörer
kaum wahrnehmbar.
Der Komponist betraute das Zürcher
Collegium Musicum unter Paul Sacher und
die deutsche Geigerin Anne-Sophie Mutter
mit der Uraufführung im Januar 1986. Und
Lutosławski, ein großer Verehrer von Mutters
Kunst, rief aus: „Hätte ich zwei Leben und
nicht eines, würde ich viel mehr Werke für
Geige schreiben. Und auf alle Fälle ein Violinkonzert!“
Iosif Raiskin
Deutsche Übersetzung: Franz Dartmann